Die Gründung der St. Lamberti-Bruderschaft in Leuth, der seinerzeit auch die Leutherheider Schützen angehörten, erfolgte vermutlich um 1450.
Loslösungsbestrebungen seitens der Leutherheider sollen schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestanden haben, aber durch Intrigen der Leuther Majorität paralysiert worden sein. Männer von Initiative indes setzten es um 1820 durch, dass dem Willen der Leutherheider Mitglieder entsprochen wurde; und so trennten sich diese von der St. Lamberti-Bruderschaft, um noch im selben Jahre eine eigene heimische Bruderschaft zu gründen unter dem Namen der Apostelfürsten Petrus und Paulus, welche die Schutzpatrone der hiesigen Kirche sind. Von der Begeisterung der ganzen Kapellengemeinde und dem erhebenden Bewusstsein nunmehriger Selbständigkeit getragen, blühte die junge Bruderschaft, zumal da auch das nachbarliche Ritzbruch sich anschloss, schnell auf zu einer Stärke, die der Leuther Bruderschaft nur wenig nachstand. Ritzbruch, dass muss anerkannt werden, hat der Bruderschaft in vorbildlicher Weise die Treue gehalten und zur Aufwärtsentwicklung derselben gleich von Anfang an sein redlich Teil beigetragen.
So konnte bald in Leutherheide der Vogel geschossen werden, und die Begeisterung war groß, als zum ersten Male durch die Straßen des Ortes mit klingendem Spiel die ersten schmucken Schützenkolonnen zogen. Infolge wechselnder Zeitverhältnisse wurden die Aufzüge bald seltener. Und erst in den sechziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts, nach den großen Kriegen, hatte die patriotische Stimmung jener Periode auch der Schützen-Bruderschaft neuen Geist und Schwung gegeben.
Insbesondere auch die Zeit der Präsidentschaft des Samtwebers Wilh. Bonners und dessen Bruders Heinr. Bonners, der als der beste Schützenmajor seit Bestehen der Bruderschaft galt, war für die Bruderschaft eine ruhm- und ehrenreiche Zeit.
Auch die Trennung der Kirmessen hatte inzwischen stattgefunden. Die Leutherheider Christi-Himmelfahrts-Kirmes war weit über die Grenzen von Leutherheide hinaus bekannt, denn sie war in Wahrheit eine der bedeutendsten am ganzen Niederrhein. Selbst aus Mönchengladbach, Venlo und Roermond kamen die herrschaftlichen Equipagen zu den vornehmen Weinbällen in dem Simons’schen Saale, und es wurden dann in den angrenzenden Baumgärten über 80 Wagen gezählt.
Später wurde die Kirmes auf den 2. Sonntag im August verlegt, mit Genehmigung des Oberpräsidenten der Rheinprovinz in Koblenz vom 2. Mai 1925 sodann auf den 2. Sonntag im Juli (dies hat bis heute Bestand). Immer aber war es wiederum die Schützenbruderschaft, die diesen Kirmessen ihren Glanz verlieh.
Nach etwa halbhundertjährigem Bestehen – also um die Kriegsjahre 1870/71 – betrug die Stärke der Bruderschaft 66 Mann; zum 100-jährigen Jubiläum im Jahre 1920 gehörten 63 Mann der Bruderschaft an.
Nach 1920 wurde in fast gleich bleibendem Turnus alle 2 Jahre (bis 1934) Schützenfest gefeiert. Die Unterstützung durch die Ritzbrucher Nachbarschaft bleibt den Leutherheidern dankenswerterweise bis in die heutige Zeit erhalten. Sie zeichnete sich allerdings schon im Jahre 1920 durch einen besonderen Akt aus. Seinerzeit wurden die Gemeinden Hinsbeck und Leuth vom Kreise Geldern abgetrennt und dem Kreis Kempen/Krefeld zugeteilt. Die Obrigkeit über Leutherheide bekam das Amt Leuth unter Bürgermeister Roth aus Hinsbeck. Diesem gelang es dann, trotz Zusage des Amtes, am Donnerstag, dem 09. Juli 1929, als das Zelt zum Schützenfest schon in der Wiese des Gastwirtes Aengenoordt aufgebaut war, die Genehmigung zum Ausschank ohne Angabe von Gründen zurückzuziehen. Doch er hatte die Rechnung ohne die Leutherheider Bürgerschaft gemacht. Innerhalb kürzester Zeit wurde mit der Verwaltung in Breyell verhandelt und der damalige Wirt, Johannes Abelen aus Ritzbruch, bekam am Freitag, dem 10. Juli 1929 die Schankerlaubnis. Der Zelteingang wurde auf die andere Seite (Breyell) verlegt und das Schützenfest konnte gebührend gefeiert werden.
Im Jahre 1921, so ist dem Geschäftsbericht zu entnehmen, wurde der Vogel mit Pfeil und Bogen von der Stange geholt. Der Vogel selbst bestand aus Torf. Im Jahre 1924 wurden Pfeil und Bogen durch eine Armbrust ersetzt.
In 1933 wurden alle Bruderschaften dazu verpflichtet, dem Deutschen Schützenbund beizutreten, da die Erzbruderschaft zum hl. Sebastian aufgelöst wurde. Die Leutherheider, von jeher eigenständig und etwas eigenwillig unterwarfen sich dieser Anweisung nicht. Die Konsequenz war, dass der damalige Bürgermeister von Kaldenkirchen (Leutherheide wurde von dort verwaltet), keine Genehmigung zum Vogelschuß im Jahre 1936 erteilte. Damit waren aber die Leutherheider Schützen gar nicht zufrieden und traten kurz entschlossen der „Schützengilde“ bei. Dadurch gab es für einen Vogelschuß keine Einwände. So wurde dann doch noch Schützenfest 1936 gefeiert. Ebenfalls 1937, 1938 und 1939 fanden sich mutige Mitglieder unserer Bruderschaft und holten sich die Königswürde, um in der inzwischen trüben Zeit durch das Schützenfest etwas Glanz in den grauen Alltag zu bringen.
Als 1948 in Leutherheide die Welt wieder einigermaßen in Ordnung war, trafen sich auf Anregung des damaligen Pfarrers, Pastor Lennard, etliche Mannen, die nach seinen Ausführungen über Sinn und Zweck einer Bruderschaft bereit waren, die Tradition unter dem Motto „Glaube-Sitte-Heimat“ fortzuführen. Aus den 20 Erschienenen wurde ein Vorstand gewählt, der sich dann mit voller Kraft einsetzte. Dieser Einsatz zeigt schon nach kurzer Zeit die ersten Erfolge. Im April 1949 zählte die Bruderschaft schon 50 Mitglieder. Dringend erforderlich war die Anschaffung einer neuen Fahne. Die Jahreshauptversammlung Christi Himmelfahrt beschloss den Vogelschuss am Pfingstmontag. Im Juli des gleichen Jahres wurde dann das 2. Schützenfest nach dem Krieg mit Fahnenweihe ganz groß bei Kartoffel- und Rübenschnaps gefeiert.
72 Mitglieder und die Leutherheider Bevölkerung waren stolz und froh, dass es jetzt wieder bergauf ging. Mit mal kürzerem, mal längerem Abstand wurden jetzt die Schützenfeste in Leutherheide gefeiert. In den Jahren wo kein Schützenfest stattfinden konnte, wurde und wird das Patronatsfest in größerem Rahmen mit Messe, Kranzniederlegung, gemeinsamen Frühstück und gemütlichem Beisammensein begangen.
Die Schützenbruderschaft St. Peter und Paul Leutherheide e.V. zählt momentan mehr als 90 Mitglieder, gemessen an der Einwohnerzahl Leutherheides (rd. 300) eine stattliche Anzahl.
Die Leutherheider verstehen es auch heutzutage immer wieder, ihr Schützenfest gebührend zu feiern. Zum Gelingen tragen alle Leutherheider Bürger mit vereinten Kräften bei.
Nicht zuletzt ist heutzutage der Erfolg eines jeden Schützenfestes darauf zurückzuführen, dass die befreundeten und benachbarten Bruderschaften mit einer stattlichen Anzahl von Besuchern hieran teilnehmen. An dieser Stelle sei diesen Bruderschaften ein ganz besonderer Dank ausgesprochen.